Presse
Verbandsarbeit
Der Pressebericht im SHZ vom 16.06.2025
In Großsolt bei Flensburg trafen sich jetzt 20 Vertreter von kleineren Chören, um einen neuen Dachverband zu gründen. „Wir werden uns zur Wehr setzen“, sagt die Sängerbund-Präsidentin.
Der Chorverband Schleswig-Holstein (ehemals Sängerbund) bekommt Konkurrenz: In Großsolt bei Flensburg haben jetzt 20 Vertreter insbesondere von kleineren Chören im Land als Alternative den „Verband freier Chöre Schleswig-Holstein“ gegründet.
Anlass ist die Entwicklung bei den Mitgliedsbeiträgen, die der Chorverband erhebt. Zum 1. Januar 2025 war der Chorverband auf Bundesebene zum Deutschen Chorverband gewechselt. Dessen Mitgliedsbeiträge sind höher als jene des vorher gewählten Bundesverbandes.
„Auf der schleswig-holsteinischen Delegiertenversammlung stimmten nicht alle Mitglieder diesem Wechsel zu“, sagt Karl Behrendsen, eines der Mitbegründer des neuen Verbands. Aber auch sie werden an den erhöhten Abgaben für diesen Bundesverband beteiligt. „Diese Mehrkosten fallen gerade kleinen Chören schwer“, so Behrendsen. Er selbst singt seit Jahrzehnten im Männergesangverein Großsolt-Freienwill und ist bisher Vertreter für den Sängerkreis Flensburg/Schleswig mit seinen 27 Mitgliedern im Chorverband Schleswig-Holstein.
Kleine Chöre besonders im Blick
„Wir fürchten um die Vielfalt unserer Chorlandschaft und möchten mit unseren neuen Verband besonders kleine Chöre unterstützen“, sagt Behrendsen.
Der Chorverband Schleswig-Holstein vertritt die Interessen von mehreren hundert Chören mit mehr als 10.000 Sängerinnen und Sängern. Das Spektrum reicht von Instrumentalgruppen, Kinder- und Jugendchören über Schulchöre bis zu Kirchen- und Shantychören. Entsprechend vielfältig ist das musikalische Repertoire.
Es geht um die Gema-Gebühren
Über ihre Landesverbände werden nicht zuletzt die Gebühren für die Gema für die Nutzung von Noten und Liedtexten abgerechnet. Daneben werden Veranstaltungen, Fortbildungen und Beratungen angeboten.
„Einen neuen Verband zu gründen mit allem, was dazugehört – das macht man nicht mal eben nebenbei.“
Elisabeth Motschmann
Die Präsidentin des Chorverbands, die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Motschmann, hat kein Verständnis für die Abspaltung. „Wir werden uns zur Wehr setzen“, sagte sie gegenüber unserer Redaktion. Sie plant bereits eine außerordentliche Delegiertenversammlung, um über den Sachstand zu informieren und das weitere Vorgehen zu beraten. Die Erfolgsaussichten der Neugründung beurteilt sie skeptisch. „Einen neuen Verband zu gründen mit allem, was dazugehört – das macht man nicht mal eben nebenbei.“
Andere Konditionen bei der Gema?
Der Verband freier Chöre Schleswig-Holstein will nun eigene Rahmenverträge für Versicherungen und die Gema abschließen. Motschmann hingegen bezweifelt, dass es dem neuen Verband gelingen werde, mit der Gema Konditionen auszuhandeln, die sich über die geplanten geringeren Mitgliedsbeiträge finanzieren lassen.
Behrendsen hofft auf dieselben Konditionen, die der Chorverband Schleswig-Holstein bekommt – und es dennoch günstiger wird. „Wir wollen auch den Chören, die ihr Hobby pflegen und nicht auf deutschlandweite Wettbewerbe gehen, das Singen in Gemeinschaft ermöglichen.“
Der Chorverband kassiert aktuell einen Jahresbeitrag ab 13 Euro pro Sänger. Der Verband freier Chöre plant offenbar mit einem Beitrag im Bereich von 6 Euro.
Vorsitzende ist Birgit Böttger aus Preetz
Karl Behrendsen wurde bei der Gründungsversammlung in Großsolt zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. An der Spitze des neuen Verbands steht Birgit Böttger aus Preetz. Gemeinsam wollen sie jetzt die Voraussetzungen dafür schaffen, zum 1. Januar 2026 die ersten Mitgliedschöre aufnehmen zu können. Einen Internet-Auftritt hat der neue Verband bereits: www.vfc-sh.de.